Donnerstag, 4. Dezember 2008

Ein Bürgerspruch (Gottfried August Bürger) für diese und jene Zeitgenossen



Dieser Tage mußte ich mächtig in mich hinein schmunzeln über einen Zeitgenossen und dessen Bild über mich und sofort kam mir der Spruch von Gottfried August Bürger in den Sinn:

Es gibt der Esel welche wollen,
daß Nachtigallen des Müllers
Säcke tragen sollen.
Doch Nachtigallen fordern nicht,
daß Esel singen sollen.

Um nun nicht falsch verstanden zu werden: Dieser Zeitgenosse ist mitnichten mit einem Esel zu vergleichen, sondern ein sehr geschickter Handwerker der die verschiedensten Gewerke perfekt beherrscht, sehr arbeitssam und wie uns mal ein enger Freund meines Vaters, bei dem dieser gute Mann in seinem Unternehmen angestellt war, erzählte, ein sehr zuverlässiger Arbeiter. Also Ehre wem Ehre gebührt und sei es dem einfachen Arbeitsmann.

Und um nun widerum nicht falsch verstanden zu werden: Also mit einer Nachtigall kann ich mich leider nicht vergleichen, auch im übertragenen Sinne nicht, dazu hat es leider bisher nicht gereicht was den großen Erfolg im Leben angeht. Aber, daß ich nun nicht vielseitig wäre, dies trifft ja nun wohl gerade auf mich nicht zu, eher ist das Gegenteil der Fall, denn gerade durch die vielen verschiedenen Dinge die ich in meinem Leben bisher gemacht habe und auch noch mache, verzettele ich mich schon manchmal gewaltig. Da wäre mehr Konzentration auf nur eine Sache schon angebrachter, dies weiß ich sehr wohl. Aber soll ich lieber Fachidiot werden, etwa ein Hühnerzüchter, der 20 Jahre lang die schönsten Minorka-Hühner züchtet, dessen Ziel und Lebenszweck darin besteht einmal den ersten Preis des Deutschen Minorka-Hühnerzuchtverbandes zu erringen? Wäre mir persönlich zu langweilig, aber jeder Mensch ist anders gestrickt und es hat so ein jeder seine Qualitäten, der eine dies, der andere das, der eine mehr, der andere weniger.

Also, dieser Tage befanden sich mein Hausmeister und ich im Garten und über den Gartenzaun hinweg entspann sich ein kleiner Disput. Der besagte Zeitgenosse zu meinem Hausmeister: „Der Nowack, schreiben kann er, das muß man ihm lassen (Wie er angab liest dieser Mitbürger meinen Blog mit, die anderen Schriften wird er wohl kaum gelesen haben!), aber das ist das einzige was er kann, sonst kann der gar nix, nichts kann der sonst, nicht mal seinen Sauerkirschbaum richtig stutzen." Ich, dies auch hörend, mußte in mich hinein schmunzeln und sofort fiel mir der obige Spruch des Gotthilf August Bürger ein, den ich auch schon mal in einem Cartoon verarbeitet hatte, erschienen in der Postkartenserie von Cartoon-Postkarten von mir, die 2001 auf den Markt kam, siehe obiger Scan.

Ja, und nun muß ich mal reflektieren, ob ich wirklich nur schreiben kann? Ist da nicht doch noch ein wenig mehr was ich kann? Also, da dieser neunmalkluge Zeitgenosse hier mitliest, zähle ich mal auf was ich denn so außer dem Schreiben noch so kann (oder bilde ich mir nur ein dies zu können? –schmunzel- ?: Können tue ich (eine furchtbare Satzkonstruktion!) fotografieren, aber eben so richtig, nicht nur digital, sondern auch selber konventionelle Filme entwickeln im Labor, dann Malen und Zeichnen in den verschiedensten Techniken, von Oel bis Paintbrush, Schlagzeug spielen (nicht nur so, sondern gelernt bei einem Theater-Schlagzeuger), Reden und Diskosprechen (zu DDR-Zeiten gemacht, mit Zulassungsausweis des Kreiskabinetts für Kulturarbeit), alles was mit dem Kaufmännischen zusammenhängt, schließlich war mein erster Ausbildungsberuf Industriekaufmann und zu Westzeiten auch 1 ½ Jahre Besuch einer Wirtschaftsakademie, Kunst-und-Antiquitätenkenner (wird man durch lange Jahre Berufserfahrung auf diesem Gebiet), Kenner der Historie der ehemaligen deutschen Kolonie Wituland und dessen Briefmarken (jährlich ca. 50 Anfragen zu diesem Themenkreis aus dem In-und Ausland), Experte für das Kunstgebiet Neue Sachlichkeit, insbesondere Walter Timmling und Umkreis, Kenntnisse in Theologie und Literatur und auch auf diesen Gebieten schon gearbeitet, wie Predigten geschrieben und artverwandtes. Ja und dann könnte ich noch Klubhäuser leiten, gäbe es sie noch, wie ich dies schon zu DDR-Zeiten tat, könnte als Bibliothekar arbeiten, wie ich dies auch schon mal zu DDR-Zeiten tat, könnte Filme vorführen auf alten Vorführmaschinen (als früherer Theaterleiter der Fortschritt-Lichtspiele kann man halt so was auch), ja und dann verstehe ich noch was von ästhetischer Gartengestaltung, sowohl von der Historie her (siehe meine Beiträge zum Dessau-Wörlitzer Gartenreich) wie auch bei der Gestaltung meines eigenen Gartens, der sich wohltuend ob seiner Ästhetik und Symbiose von Mensch, Bäumen, sonstigen Pflanzen und Tieren von vielen anderen Gärten meiner Umgegend abhebt, insbesondere da ich darauf achte, daß auch die heimische Tierwelt darin eine Heimstatt findet. Dies erreicht man durch eine Wohlausgewogenheit zwischen gärtnerischem Eingreifen und der Natur partiell ihren Lauf lassen, schaffen von Inseln wo sich Tiere vor den Menschen zurück ziehen können.

Jetzt wird’s langweilig, mit all der Aufzählerei! Bestimmt könnte ich noch etliches andere aufführen, aber Blog-Beiträge sollten ein gewisse Länge nicht überschreiten, dann werden sie wie zu lange Zeitungsartikel in unserer hektischen Zeit nicht mehr gelesen. Reichts erst mal, werter Zeitgenosse, mit der Aufzählerei von Kenntnissen außer der Schreiberei, oder genügt dies alles nicht den Ansprüchen die an „wirkliche" Vielseitigkeit gestellt werden? Muß ich mich als PISA-Versager fühlen, weil ich wie Sie kein Kenner der Formel 1 bin, ich mich auch mit Fußball nicht auskenne, ja nicht mal die EM-Spiele mir angeschaut habe wie Sie, mich in diesen Dingen absolut nicht auskenne? Auweia! Ja, tatsächlich, dies sind wirklich unverzeihliche Defizite? Wenn Sie meinen, daß dies so ist
schleiche ich mich deshalb schnell aus diesem Posting heraus und verspreche keine Besserung.

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