Montag, 25. Mai 2009

Kleine Dinge am Wegesrand






Sehen gelernt habe ich u.a. von Erwin Strittmatter und da besonders durch sein Buch „Schulzenhofer Kramkalender“. Wieso das, sehen lernen von einem Schriftsteller? Ja, ganz einfach, weil Strittmatter auf die einfachen Dinge im Leben aufmerksam machte, wie z.B. die einzelne Klatschmohnblüte im Feld oder zwei auf einem Stromkabel sitzende Schwalben, er in den einfachen Dingen am Wegesrand über die Schönheit in der Welt erzählte und er eben nicht Schönheit in luxuriösen Dingen sah. Dies kommt dann auch der Fotografie und Malerei zugute und da ich ein Freund der „Neuen Sachlichkeit“ bin über deren einen Vertreter Walter Timmling ich schon seit Jahren forsche und publiziere, so liegt mir das schlichte und einfache ebenfalls, sowohl in der Fotografie wie in der Malerei.

Heute mußte ich zum Finanzamt nach Kleinkühnau und wollte anschließend im Großkühnauer Park lustwandeln. Auf dem Weg zum Amt, auf ganz profaner Strecke, hielt ich an um drei, vier Schnappschüsse zu machen, eben nichts aufregendes, nichts auffälliges vor die Linse nehmend. Also ich finde ihn schön, den Lärmschutzwall in Kleinkühnau! Wo hat man das schon, daß Mohnblumen an einem so steilen Hang zu sehen sind? Da sieht man schon eher in einem Feld mal eine einzige Mohnblume wie ich heute und zwei Rauchschwalben auf Kabeln sind auch schon zehntausendfach fotografiert worden. Trotzdem konnte ich an diesen Motiven nicht vorüber gehen und stelle sie heute ins Netz. Einen Preis werden diese Fotos nie bekommen, aber dennoch gefallen sie mir persönlich, weil ich emotional mit einigen Dingen viel verbinde. So denke ich bei Klatschmohnblumen immer an meine Mutter, weil sie so oft davon erzählte wie sie als kleines Kind auf dem Nachhauseweg von der freudlosen Kinderaufbewahrungseinrichtung in der sie am Tage untergebracht war (siehe mein Posting:
http://barrynoa.blogspot.com/2008/07/die-trostlose-kindheit-meiner-mutter.html ) sich an Klatschmohnblumen erfreute. Ja und Rauchschwalben liebe ich ganz besonders, waren sie doch Jahrzehnte unsere Mitbewohner in unserem zuhause auf dem Dessauer Knarrberg.

Weshalb mir die naive Malerei auf dem Haus in Großkühnau gefällt, wo sie doch recht kitschig daher kommt und ich ansonsten derlei Malerei nicht mag? Ganz einfach, der Spruch ist es, der mir zusagt: „Das Glück der Pferde ist der Reiter auf der Erde“.
Sehr treffend, denn würde man Pferde fragen und sie könnten antworten ob sie nicht viel lieber ohne Last eines Menschen durch die Natur laufen würden, dann wäre die Antwort mehr als eindeutig. Der Mensch bildet sich ein die Krone der Schöpfung zu sein und nimmt aber selbstverständlich in Anspruch Tiere zu versklaven. Sklavenhalter als Krönung der Schöpfung? Das heuchlerichste an dem ganzen Reitsport ist aber der Selbstbetrug, daß man Pferde liebe. Pferde lieben, indem man sie zäumt und auf ihnen reitet, ihnen den eigenen Willen aufzwingt? Eine eigenartige Tierliebe ist das, meiner Meinung nach. Na jedenfalls gefällt mir wegen meines Ressentiments dem Pferdesport gegenüber dieses Häuserbild mit diesem Spruch.

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