Mittwoch, 23. September 2009

Wörlitz im Sommer 2009 - Teil 11















Ein Tipp von mir, besuchen Sie unbedingt in der Zeit der Laubfärbung im Wörlitzer Park die Anlagen um das große Walloch herum! Dieser Teil des Parkes ist in der Herbstzeit am schönsten. Allein die Goldfärbung verschiedener Bäume am italienischen Bauernhaus ist berauschend. Da die Fotos meiner Sommertour 2009 ja dieses Farbenspiel noch nicht zeigen, so verweise ich auf ein früheres Posting wo z.B. die Laubfärbung zu sehen ist, siehe:

http://barrynoa.blogspot.com/2008/02/fotos-von-bn-arkadien-vor-der-haustr.html

Da heute meine Sommertour 2009 durch den Wörlitzer Park zu Ende geht, möchte ich für Fotofreunde auch noch auf zwei weitere frühere Postings aufmerksam machen wo diverse Aufnahmen des Wörlitzer Parkes zu sehen waren:

http://barrynoa.blogspot.com/2008/02/fotos-von-bn-wrlitzer-impressionen-teil.html

http://barrynoa.blogspot.com/2008/02/fotos-von-bn-wrlitzer-impressionen-teil_21.html



Heute nun die Anlagen um das große Walloch herum! Eine Tour die ich gern gehe ist die, daß ich vom „Stein“ die schnurgerade Allee, die ja bekanntlich einer römischen Heerstraße nachempfunden ist, bis zum Elbwall laufe. Dort natürlich wieder die fantastische Aussicht über weites Wiesenland bis zum Auenwald an der Elbe hin. Linkerhand auf dem Wall entlang kommen wir zu einem roten Wallwachhaus, wenige Schritte danach sehen wir im großen Walloch die Amalieninsel mit der Amaliengrotte, darauf die Stelen der zwei antiken Dichter Anakreon und Sappho. Es gehörte wohl Mut dazu gerade diesen beiden antiken Dichter/innen große Ehre zuteil werden zu lassen, da sie exemplarisch für antike Homosexualität standen, wie dies ja auch allgemein schon zu Zeiten des Fürsten Franz bekannt war: Sappho die auf Lesbos wirkte und der lesbischen Liebe gar den Namen gab und Anakreon der in seinen Gedichten oft Bekenntnisse seiner Ephebophilie abgab, siehe nachfolgende Gedichte:
Anakreon

Knabe du mit dem Mädchenblick,
Dein verlang ich, doch hörst du nicht,
Merkst nicht, wie du die Seele mir sanft am Zügel dahinlenkst.

Herr, mit Eros, dem jungen Gott, dunkeläugiger Nymphen Schar und der purpurnen Kypris stets verbunden in Spiel und Scherz, wenn du über die Höhen streifst, auf den Knien beschwör ich dich: Gnädig komme zu mir, in Huld meine Bitte zu hören. Kleobulos gewinne du meiner Liebe, Dionysos, dass er gern sie empfange.

Wasser her, Wein her, Bursch!
Bringe von Blumen mir Kränze!
Spute dich; lieg ich doch schwer mit Eros im Kampfe.

An den Schläfen bin ich grau schon,
Und das Haar es wurde weiß mir,
Es ist hin die holde Jugend,
Und die Zähne sind gealtert.
Es verbleibt wenig Zeit noch
Von dem süßen Leben übrig,
Und in Tränen brech ich oft aus,
Vor dem Tartaros geängstigt.
Denn im Aides ist schreckbarder Versteck, und schwer dahin auch
Ist die Straße: wer hinabging,
Ist gewiss des Nichtheraufgehns.

Sappho

Eile doch, Selene, stehe nicht neugierig über Syrakus, als hättest du ewig Zeit. Hier ist er nicht, dein Enymion, du wartest vergebends. Auf den herabblickst, ist nicht er, sondern ist Sappho. Sie bittet dich, nach Lesbos zu eilen und Aphrodites Hain zu melden, dass sie bald heimkehren wird. Eile, eile, sonst bin ich eher da als du.

Abendstern, du bringst alles wieder zusammen, was sich am strahlenden Tag verstreute, bringst das Schaf heim, bringst die Ziege heim. Nur die Tochter, wenn es Abend wird, bringst du nicht mehr zur Mutter.

Wie schön der Apfel,
So rot und reif ganz oben im Baum im höchsten Geäst!
Hat ihn keiner geholt?
Von den Pflückern vergessen?
O nein, o nein! Nicht vergessen!
Nicht erreichen konnte sie ihn, den höchsten.

Eilt ihr, zu der veilchenduftbusigen Musen schönen Gaben, Kinder, und der sangesliebenden, helltönenden Leier!
Mir aber hat nunmehr die einst zarte Haut das Alter ergriffen, weiß aber wurden die Haare, die einst schwarzen;
Schwer ist mir das Herz geworden, die Knie tragen mich nicht mehr,
die einst doch flink genug waren, zu tanzen gleich einem Reh.
Darüber stöhne ich oft; doch was könnte ich tun?
Frei von Alter kann man als Mensch nicht werden.Soll doch auch einst, den Tithonos tragend, mit rosigen Armen Eos, von der Liebe verwirrt, zu der Erde Ränder gegangen sein, ihn, der schön war und jung; gleichwohl doch packte auch ihn mit der Zeit das weißgraue Alter, hatte er auch eine Gattin frei von Tod.



Nach der Amalieninsel wieder eine Insel des Gedenkens, oft auch als „Insel des Totengedenkens“ bezeichnet, diesmal mit einem Gedenkstein für den großen Herder. Ja und dann auf dem Wall das grandiose Pantheon, in seinem Kellergeschoß die ägyptischen Götter ehrend und im oberen Geschoß den Göttern des Altertums geweiht! Auf dem Relief am Giebel, welcher von vier korinthischen Säulen getragen wird, sehen wir die Göttin Minerva die gerade den Streit unter den Sirenen schlichtet. Die wunderbare Inschrift dieser Weihehalle lautet:

------ Den Freunden der Natur und Kunst -----

Dieses Motto kann für das Gesamtkunstwerk Dessau-Wörlitzer Gartenreich stehen. Über eine kleine Holzbrücke, die eigentlich nur ein behauener Baum ist, kommen wir dann zum italienischen Bauernhaus. Dieses Haus ist ein guter Übergang zur römischen Heerstraße und dem roten Wallwachhaus, da es den Eindruck südlicher Landschaft vermittelt.

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