Freitag, 18. September 2009

Wörlitz im Sommer 2009 - Teil 6










"Es ist… in einzigartiger Weise, auf kleinem Raum zusammengefaßt, alles zum Ausdruck gebracht…, was das ausklingende 18. Jahrhundert, das Zeitalter der Empfindsamkeit, beseelte.“
W. van Kempen

Ohne die Kenntnis von der damaligen Empfindsamkeit als Triebfeder der Gestaltung des Wörlitzer Parkes wird sich einem dieser Park, ja das gesamte Dessau-Wörlitzer Gartenreich nicht erschließen. Ganz besonders in Neumarks Garten wird dem Besucher dieser Zusammenhang deutlich, an den Stätten wo Natur, Kunst und Verehrung von Persönlichkeiten des Geistes und der Kultur verschmelzen. Leider kann ich den Lesern des Blogs nicht mit Fotos diesen Sommers der empfindsamsten Teile wie dem Elysium und dem Labyrinth in Neumarks Garten, die diese These belegen könnten, dienen, da diese Bereiche derzeit eine einzige Baustelle sind. Heute deshalb nur wenige Fotos von Neumarks Garten, besonders aus dem mittleren Teil wo sich imposante Baumriesen mit sonnigen Lichtungen befinden und wo eine grasende Schafherde dem Besucher den Eindruck einer arkadischen Landschaft vermittelt. Die heutige Fotoserie, welche ich bei meinem gestrigen Sommerausflug nach Wörlitz schoß, zeigt hauptsächlich die Roseninsel, weniger die Roseninsel selber sondern Ausblicke von ihr in verschiedene Richtungen, wie zur Fähre oder zur winzigen Schwaneninsel hin.

Jaaa, die Roseninsel, ein Streitfall der Wörlitzenthusiasten! Über ein Jahrhundert lang standen dort wunderbare Rosen und zogen magnetisch die Besucher an, so auch zu DDR-Zeiten, nun aber entfernte man vor einigen Jahren radikal alle Rosen um den Originalzustand wieder herzustellen. Damit büßte die Roseninsel viel von ihrer Attraktivität ein, leider! Schön das wenigstens die von Kurt Lein entworfene Sonnenuhr noch stehen gelassen wurde, denn diese ist ein wahres Schmuckstück für den Park. Kurt Lein, den ich sehr schätzte, war der Direktor des Wörlitzer Parkes zu DDR-Zeiten und ein exzellenter Kenner des Parkes, besonders seiner Flora. Zu DDR-Zeiten hatte er sich um die Erhaltung des Parkes große Verdienste erworben und ohne ihn hätte der Park bestimmt nicht so gut gepflegt in das neue politische System nach der Wende übergeben werden können.

Unter Kurt Lein war es auch möglich eine große Anzahl von Schwänen im Park zu halten. Diese Zeiten sind vorbei, angeblich wäre jetzt kein Geld mehr vorhanden um die Schwäne futtermäßig durch den Winter zu bringen!? Nun ja, typisch reiche Bundesrepublik, eine Republik maßloser Verschwendungssucht für die Reichen auf der einen Seite und Knickrigkeit gegenüber Armen auf der anderen Seite, wobei Tiere dann auch zu letzteren zu zählen sind. Seit langem habe ich gestern mal wieder einen Schwan in Wörlitz gesehen, dazu noch einen schwarzen, gefüttert von der Fährfrau wie man sieht. Sogar die Besucher werden immer geiziger wenn es um das Füttern der Wasservögel geht. Zu DDR-Zeiten fütterte fast jeder Besucher die Schwäne und Enten, jetzt passiert das kaum noch. Na ja, es hat auch den Grund, daß immer weniger Einheimische den Park besuchen und dafür mehr Touristen aus dem Westen. Die geben allerdings für Vogelfutter für die Wörlitzer Wasservögel keinen einzigen Cent aus, wie ich feststellen mußte.

Keine Kommentare: