Sonntag, 9. Mai 2010

Schwarzarbeit und bürgerliche christliche Ethik


"Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen."
(Mt 5, 20)

Es gibt Aufschluß über die Moral in der Gesellschaft, wenn man verfolgen kann, wie unsolidarisch bürgerliche christliche Kreise denken und handeln. In meinem Haus wohnt ein selbständiger Hausmeister und Seniorenbetreuer. Aufträge zu bekommen hat er mehr als schwer. Ein ganzes Heer an Schwarzarbeitern auf diesem Gebiet macht ihm Konkurrenz. Oft haben es diese Schwarzarbeiter/innen es überhaupt nicht finanziell nötig diese Nebenjobs zu machen. So kenne ich eine Dame mit großer Erbschaft die Witwenrente bekommt, ihre eigene vorgezogene Rente hat und noch jeden Tag volltags arbeitet, mehrere Stellen als illegale Seniorenbetreuerin hat und einmal die Woche als Haushaltshilfe bei einem Lehrerehepaar arbeitet – natürlich überall schwarz, obwohl es heutzutage für Arbeitgeber nicht  sehr viel mehr im Monat kostet, diese Haushaltshilfen offiziell anzumelden, nur da hätte dann die Schwarzarbeiterin ein Problem, sie dürfte, da sie noch keine Altersrentnerin ist, nur einen bestimmten Betrag abzugsfrei zuverdienen.

Die Schwarzarbeit blüht in diesem Land und es besteht überhaupt kein Unrechtsbewußtsein. Da hatte mein gewerblicher Seniorenbetreuer in einer christlichen Einrichtung Werbung für seine Dienstleistungen gemacht – keine Reaktion! Stattdessen werden schwarz seit Jahren Haushaltshilfen bei einigen der dortigen Bürger/innen beschäftigt und dies sogar zu Stundenlöhnen die über dem Stundenlohn dieses gewerblichen Seniorenbetreuers liegen. Eine bezeichnende Antwort einer Auftraggeberin dazu: „Ach, meine Haushaltshilfe habe ich doch schon 15 Jahre lang und es muß doch jedem selbst überlassen sein, wen er engagiert!“ Hm! Daß man als Arbeitgeber sich strafbar macht, wenn man Schwarzarbeiterinnen beschäftigt, dies wird ausgeblendet. Wenn es um Kriminalität in den Medien geht, dann ist man eventuell empört über harmlose Diebe und merkt gar nicht, daß man selber kriminell ist.

Wiederum mußte dieser Seniorenbetreuer sich gerade von diesen christlichen Bürgerinnen anhören, wieso er sich denn noch keine größere Wohnung leisten könne und ob er nicht lieber etwas anderes machen solle als, als Selbständiger mühsam nach Aufträgen zu suchen. Das ist natürlich der Gipfel, selber keine offiziellen Gewerbetreibenden beauftragen, stattdessen Menschen beschäftigen die gar kein Gewerbe haben, die keine Steuern zahlen, die eventuell sogar noch Hartz-IV-Betrüger sind, weil sie ihre Nebenverdienste nicht angemeldet haben, und dann noch klugschnacken, daß ein Selbständiger nicht genügend verdient, ihm gar raten, das Gewerbe aufzugeben. Ja mit dieser „Moral“, sogar bei Christen, da kann es mit einem Land nur bergab gehen und dies geht es ja auch schon seit Jahren in Deutschland.

Das ist nun die eine Seite der Medaille, die rechtliche und die moralische, und dann gilt es ja noch dies alles vom christlichen Standpunkt zu betrachten. Hat uns nicht gerade Jesus in seinen Herrenworten, in seiner Bergpredigt aufgetragen, Mitleid mit den Armen zu haben, diese zu unterstützen? Wo gibt es Worte in der Bibel wo Jesus die Gläubigen auffordert die zu unterstützen die schon reich an materiellen Dingen sind? Das Gegenteil meint Jesus, aber die bürgerlichen Christen hören und lesen wohl die Worte der heiligen Schriften, aber im praktischen Leben schlägt sich dieser Glaube selten nieder. Ist es etwa christlich denjenigen zu unterstützen dem es finanziell gut geht? Das wäre ja dann fast so absurd, als wenn ein Kirchgänger etliche Euro in die Kollekte beim sonntäglichen Gottesdienst gäbe, aber dem vor der Kirche betelnden Obdachlosen statt Geld nur einen frommen Spruch vorleiern würde. Es ist leider so, daß die bürgerlichen christlichen Schichten im praktischen Leben gerade denen finanzielle Unterstützung geben, die es nicht nötig haben, Arme und Bedürftige aber links liegen lassen. So mußte ich in dieser christlichen Einrichtung feststellen, daß Hausmeisterarbeiten an eine sehr große Firma vergeben werden. Anstatt kleinen Existenzgründern das Geld zukommen zu lassen, schanzt man es lieber Kapitalisten zu. Statt mit den Armen solidarisch zu sein, hält man mit den Reichen. Diese Abkehr vom ursprünglichen Christentum begann mit dem großen Sündenfall der christlichen Kirche, dem Zusammengehen von Kirche und Staat seit der Einführung des Christentums als Staatsreligion unter Konstantin. Dieses Buhlen mit den Reichen und Mächtigen haben die großen Kirchen des Abendlandes bis heute nicht abgelegt und diese Anschauungen wirken bis heute in die Denkweise der kleinsten Gemeindemitglieder. Anders dagegen sieht es in den Kirchen und Gemeinschaften aus, die unterdrückt wurden und noch werden. In diesen Märtyrerkirchen verblieben diejenigen die Jesus ehrlich nachfolgen wollten. Man denke da nur an die Heilige Apostolische und Katholische Assyrische Kirche des Ostens (http://de.wikipedia.org/wiki/Assyrische_Kirche_des_Ostens ). Durch die gesellschaftlichen Umstände und die Verfolgungen waren Verflechtungen mit den Reichen und Mächtigen im Lande bei diesen Christen nicht möglich und auch die einfachen Gemeindemitglieder hatten ein Gefühl dafür, daß sie den Bedürftigen helfen sollen und nicht denen die eh schon materiell abgesichert waren.

Vom Weltgericht  (Mt 25,31-46)

Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.

Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.

Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?

Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen, und ihr habt mich nicht besucht.

Dann werden sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.

Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.

Scan: Basilika San Francesco, Assisi, Simone Martini, 1322/26: Der Heilige Martin teilt seinen Mantel mit einem Bettler

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