Mittwoch, 16. März 2011

Erinnerung an Josef Kriwer ( 1871 - 1951)


Dem Vergessen anheim gefallen – so geht es vielen Künstlern! Künstler haben noch Glück wenn überhaupt Daten von ihnen überliefert sind und z.B. von Malern Bilder heute noch jemand kennt. Es sind mitunter nicht die schlechtesten Künstler die vergessen sind und deren Werk niemand mehr kennt, geschweige denn, daß über deren Werke die Kunsthistorie etwas weiß. Ein solcher Künstler ist Josef Kriwer (21.12.1871 in Pförten, jetzt polnisch Brody geboren - 9.1.1951 in Graz gestorben), von dem ich wenig kenne, außer einer wunderbaren Radierung die ich mal erwarb. Diese ist von 1896, die der E.A. Seemann-Verlag, Leipzig drucken ließ, und die dem Jahresband von 1897 der „Zeitschrift für bildende Kunst“ beilag, und dem Abbild einer Tuschzeichnung des Auktionshauses Wendl, siehe: http://katalog.auktionshaus-wendl.com/de/cmd/d/o/119.47.2120/auk/47/p/1.  Die „encyclopédie des peintres, photographes et sculpteurs“ erwähnt, daß Josef Kriwer an den Akademien Wien und München studiert hat. Das wars dann auch, was über Kriwer zu erfahren war.

Kriwers „Schusterwerkstatt“ hat einen Charme, der positive Nostalgie in einem hochkommen läßt und dies trotz des ärmlichen und unaufgeräumten Interieurs. Es war halt ein armer Schuster, der da arbeitete, einer der seinen ebenfalls armen Mitbürgern nur wenig abverlangen konnte, wenn sie ihm ihre verschlissenen Schuhe zum ausflicken brachten. Reiche Bürgersleute oder gar Adelige werden ihm keinen Auftrag gegeben haben. 1896, eine Zeit da auch Selbständige, wie eben Schuster, bis zu ihrem Tode arbeiten mußten um leben zu können. Die gerade von Bismarck eingeführte Rentenversicherung griff noch nicht und war sowieso nur für Arbeitnehmer gedacht, siehe Exkurs aus http://altersvorsorge-rente.t-online.de/die-geschichte-der-rente-in-deutschland/id_15739976/sid_42308512/si_0/index  :

„Im Mai 1889 verabschiedet der Reichstag des Deutschen Reiches unter Führung Otto von Bismarcks das Gesetz zur Alters- und Invaliditätsversicherung. Alle Arbeiter zwischen 16 und 70 Jahren müssen nun in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Der Beitragssatz beträgt 1,7 Prozent und wird jeweils zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer getragen. Das Gesetz sieht eine Rente ab 70 Jahren vor, wenn zuvor 30 Jahre lang Beiträge eingezahlt wurden. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt zu Bismarcks Zeiten bei 40 Jahren.“ 

Was das Bild so sympathisch macht, das ist der alte Schuster mit seinem weißem Haar, ein freundlicher, ehrlicher Herr arbeitet da fleißig. Und, daß dieser altehrwürdige Herr kein grobschlächtiger Mensch ist, dies zeigt seine Liebe zu den vielen Pflanzen an seinem Fenster, an denen er sich erfreut. Eine wahrhaft innige Radierung die einen rührt, ein Bild deutscher Realität um 1900, einen alten deutschen Mann zeigend, der zu Kaisers Zeiten nicht diese widerliche deutsche Forsche an den Tag legt, der zwar auch Deutscher ist, aber eben von einem anderen Schlag, nicht wie die große deutsche Mehrheit diesen miesen deutschen Volkscharakter hat. 

Daß so eine anrührende Radierung kein Publikum hat, zeigte ein Auktionsergebnis bei ebay, wo ebenfalls ein Exemplar dieser Originalradierung versteigert wurde, dies für nur 1,- Euro, mangels Interessenten. Wenn auch der finanzielle Wert gleich null ist, so ist mir persönlich dieses Blatt sehr viel wert.   

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