Dienstag, 19. Juli 2011

Altes: Urlaub im Schierker Ferienheim "Franz Mehring" im Jahre 1962


In guter Erinnerung sind mir die Ferienheime der frühen DDR (außer einem Horroraufenthalt in einem DDR-Kinder“erholungs“heim, siehe auch:  http://barrynoa.blogspot.com/2010/04/deutschland-taterinnen.html). Bis zum Jahre 1964 fuhren meine Eltern mit mir fast jedes Jahr in Urlaub. In eines dieser Kinderferienlager zu fahren, dies widerstrebte mir als Kind, schon wegen der traumatischen Erfahrung mit diesem Kinder“erholungs“heim. Allein schon vom Hörensagen und den Dokumentarfilmen über DDR-Kinderferienlager wurde mir schlecht. Diese Zwangskollektivierung, die schon während der Schulzeit herrschte, die mußte ich nicht noch in den Ferien haben. Meine Eltern gaben dem zum Glück nach und drängten mich nicht. Lieber waren mir 3 Wochen Urlaub mit den Eltern und dann wunderbare 5 Wochen zuhause, wo ich mich am wohlsten fühlte und die Freiheit genoß, die man während der Schulzeit nicht hatte. Die Ferienheime wo meine Eltern mit mir hinfuhren ließen eigentlich viel Freiheit und Kollektivistisches gab es wenig. Es wurde keiner gezwungen am Eröffnungsabend mit Tanz und Geselligkeit teilzunehmen oder an den Ausflügen. Das einzigste was war, daß man durch die Vollpension gezwungen war sich an die Essenszeiten zu halten, aber Zwang war es ja auch nicht, wenn man nicht kam war es auch in Ordnung, nur dann war das Essen eben verfallen.

Gefallen hatte mir der Urlaub 1962 im Harzer Ort Schierke im Ferienheim „Franz Mehring“. Dieses war sehr nobel, jedenfalls empfand ich es so. Allein schon die Aufenthaltsräume mit den Klubsesseln, wo ich gern mit anderen Gästen Schach spielte, die empfand ich als sehr herrschaftlich, siehe Fotos wo ich dort sitze. Die eine Wanderung mit dem gesamten Ferienheim machte man eigentlich gern mit, an der täglichen Frühgymnastik nahmen wir nur einmal teil, nur um ein paar Fotos zu machen. Das Foto, wo mein unsportlicher Vater ungelenk die Arme schwingt, machte ich – also Sport das war nichts für unsere Familie. Die zwei Ausflüge die wir mitmachten, blieben mir auch in guter Erinnerung, der Besuch der Rappbodetalsperre und der Besuch der Baumannshöhle in Rübeland (siehe Scan). Eine der von mir eingescannten alten Postkarten zeigt ein Eichhörnchen. Also dies bleibt mir auch in netter Erinnerung, daß die Eichhörnchen in Schierke so zahm waren. Ein kleines Foto zeigt mich ja beim Füttern eines Eichhörnchens, leider nicht sehr nah aufgenommen.

Heutzutage wird ja gern die frühe DDR als sehr mangelhaft dargestellt und Westdeutsche nehmen vielleicht an, daß es in den Ferienheimen damals nur Kommißbrot und Schmalz zum Abendbrot und Erbsensuppe zu Mittag gegeben hätte. Dies war natürlich nicht der Fall, es war für 1962 doch recht komfortabel. Wer es nicht glaubt, für den ein paar Scans der Speisepläne! Das Franz-Mehring-Ferienheim war nicht das luxuriöseste damals in Schierke. Etwas ganz besonderes war das Hotel „Heinrich Heine“. Dort Zimmer zu bekommen war so gut wie unmöglich, dort verkehrte die High-Society der DDR. Dies waren nicht unbedingt die Funktionäre, sondern auch jede Menge Privatunternehmer verkehrten da, die es Anfang der 60er Jahre noch oft gab. Ich kam damals aus dem Staunen nicht heraus, was da in Schierke im „Heinrich Heine“ abstieg. Einmal besuchten meine Éltern und ich das Hotelrestaurant, es war eine andere Welt, Ober in Weiß servierten auf Silberschalen und es gab eine Garderobe mit Garderobenmarken wie in einem Theater (siehe Scan). An unserem Tisch speiste eine ältere Dame über und über mit Goldringen bestückt. Ja und die hatte ein Auto dort in Schierke mit einem eigenen privaten Chauffeur, der auch in Schierke war, aber in einer Pension wohnte. Wie sich im Gespräch heraus stellte war diese Dame Inhaberin einer kleinen Textilfabrik und Kunstfreundin. Da ich mich damals schon für Kunst interessierte, machte ich große Ohren als ich hörte, daß sie Käuferin von Meissener Porzellan war und noch mehr als sie uns Fotos von Stücken zeigte, die sie erst vor kurzem gekauft hatte und dies zu Preisen je Stück um die 1000 Mark, damals für unsere Verhältnisse wahnsinnig viel Geld. Sozialistische Verhältnisse gab es also auch damals nicht, wie uns die Propaganda weismachen wollte, es gab genügend Unterschiede zwischen arm und reich, natürlich nicht so krass wie heutzutage im Kapitalismus.

Die eingescannte Broschüre von Christian Weißbach „Wie der Mensch das Wasser beherrscht“ behandelt übrigens die Entstehung der Rappbodetalsperre und zeigt wie aus Wasser Energie gewonnen wird, eine Broschüre die wir beim Besuch der Rappbodetalsperre gekauft hatten. 

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