Dienstag, 12. März 2013

Freiheitliches Jugendmagazin "Neues Leben" in den 50er Jahren







Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre konnte ich etliche Kurzgeschichten und Fotoserien im damaligen Jugendmagazin „Neues Leben“ veröffentlichen, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2008/01/altes-bn-und-neues-leben.html. Deshalb war mir dieses Magazin ans Herz gewachsen und ich sammelte dann auch frühere Ausgaben. Ein paar dieser alten Hefte nahm ich dieser Tage mal wieder in die Hand und beim blättern darin stellte ich fest, daß diese in den 50er Jahren mit Aktfotos waren und auch ansonsten sehr frei und weltoffen waren.

Zu meiner Zeit als ich für „Neues Leben“ arbeitete, da wurden Aktfotos nicht mehr veröffentlicht, das weiß ich schon deshalb, weil ich auch der Redaktion Aktfotos anbot, diese aber mit dem Hinweis, daß ein Jugendmagazin keine Aktfotos veröffentlichen würde, ablehnte. Was aber gestattet war, dies waren erotische Aufnahmen im Bikini, wie z.B. meine Serie „Liane“, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2008/02/das-mdchen-liane.html.

Man war also diesbezüglich in den 50er Jahren freizügiger als dann in den späteren Jahrzehnten. Dies ist umso beachtlicher, da die 50er Jahre ansonsten eine prüde Zeit waren und das Jugendmagazin „Neues Leben“ speziell für Jugendliche ab 14 Jahren gedacht war, und auch in der Selbstdarstellung ab diesem Alter für das Jugendmagazin geworben wurde. Diese Freizügigkeit hängt auch damit zusammen, daß bei den Entscheidungsträgern es noch etliche Funktionäre gab die in den 20er Jahren in der proletarischen Freikörperkultur-Bewegung aktiv waren, die z.B. in der Urania-Gesellschaft und deren Publikationen die Nacktheit als Befreiung von bürgerlichem Muff und bürgerlicher Unterdrückung propagierten und in diesen fortschrittlichen Zeitschriften waren neben sozialistischen Artikeln auch immer Aktfotos oder ganze Serien aus dem FKK-Leben vertreten.

In den 20er Jahren hetzten die Kirchen wüst gegen diese Publikationen, wegen der Fotos von Nackten und dies behielten sie nach dem II. Weltkrieg auch in Westdeutschland bei. Es war undenkbar, daß so ein freiheitliches DDR-Jugendmagazin aus dem Jahre 1957 (Heft 2, 60 Pfennig), wie oben in einigen Scans zu sehen, in Westdeutschland auf den Markt hätte kommen dürfen, schon gar nicht an Jugendliche hätte verkauft werden dürfen. Dazu waren die Jugend“schutz“gesetze in Westdeutschland in den 50er Jahren viel zu prüde, dies auf Betreiben der beiden großen Kirchen. Als damals der Film „Die Sünderin“ in die Kinos kam, und Hildegard Knef im Film ein paar Sekunden lang nackt zu sehen war, da riefen die Kirchen zum Boykott auf und die Aufregung war so groß, als wenn der Weltuntergang bevorstand, siehe auch: http://www.60xdeutschland.de/premiere-der-suenderin.

Es war die Zeit, wo in Westdeutschland die Jugend massivst unterdrückt wurde. Rund 800.000 Kinder und Jugendliche wurden damals von der „Fürsorge“ in Heime und Erziehungslager gesteckt, dies schon bei geringsten „moralischen“ Vergehen oder gar "Sünden" der Eltern. So wurden uneheliche Kinder selbstverständlich der Mutter weggenommen und in ein Heim gesteckt, ebenso die Mutter als "moralisch verwahrlost" in Erziehungseinrichtungen gesteckt. Diese Kinder und Jugendlichen erlebten in diesen Heimen schlimmste Erniedrigungen, Schläge, Ausbeutung und Psychoterror, alles im Namen des Herrn, ausgeübt von Nonnen der katholischen Kirche und Diakonen der evangelischen Kirche, siehe auch: http://www.heimkinder-ueberlebende.org oder http://www.jetzt-reden-wir.org oder http://barrynoa.blogspot.de/2010/07/entartetes-christentum.html oder http://barrynoa.blogspot.de/2010/04/deutschland-taterinnen.html.

Erst jetzt wird dies langsam aufgearbeitet, aber die Kirchen, die sagenhaften Reichtum durch die Ausbeutung der Arbeitskraft dieser Kinder und Jugendlichen anhäuften, eiern noch immer herum, den Opfern eine angemessene Entschädigung für dieses Leid zu zahlen. Im Gegensatz zu dieser Unfreiheit ging es den Jugendlichen in der DDR in dieser Zeit entschieden besser und sie konnten weitgehend frei leben, ausgenommen diejenigen die gegen das Gesellschaftssystem waren und dies auch in Wort und Tat umsetzten.         

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