Donnerstag, 21. März 2013

Jazz macht frei


Meine erste Jazz-Schallplatte die ich mir kaufte war die Amiga-Platte „Modern Jazz Studio Nr. 3“ von 1969, siehe mein Foto und auch unter: http://www.musik-sammler.de/media/637491. Durch diese Platte, die mir ausgesprochen gut gefiel, kam ich dazu, Jazz zu lieben. Keine andere Musikrichtung macht den Menschen so frei wie der Jazz. Man kann ohne Pathos behaupten: „Jazz macht frei!“

Nun sind auf dieser Platte auch typische Stücke drauf, die gerade richtig für einen Jazz-Anfänger des Jahres 1969 waren, das heißt Stücke die man teilweise schon kannte, aber eben in verjazzter Form, wie „Yesterday“ von den Beatles, „Blowin´in the wind“ von Bob Dylan oder „The boy from Ipanema“ von Antonio Carlos Jobin.

Zwei Jazzbands aus der DDR spielten ihre Stücke auf dieser LP, die Volkmar Schmidt-Combo und das Michael Fritzen-Quartett. In der Volkmar Schmidt-Combo spielte übrigens der später sehr  bekannt gewordene Hans-Joachim Graswurm mit (Titel „Für Achim“ spielt auf ihn an - rec. 13.5.1965). Alle Titel der LP wurden schon in den Jahren 65 bis 67 aufgenommen, in einer Zeit wo Jazz nicht nur eine musikalische Befreiung war. So empfand ich dies jedenfalls, denn diese frühen 60er Jahre waren eine Zeit des kleinbürgerlichen Spießertums und LP´s wie diese empfand man als wohltuend freiheitlich.

Die Mehrheit der DDR-Bevölkerung war natürlich nicht für Jazz zu begeistern, eigentlich findet der Jazz bis heute beim deutschen Spießer keinen Anklang, das ist insofern verständlich, da man ein feines Gespür für die oft komplizierten Klangfolgen des Jazz haben muß, schnulzig und einfach gestrickt ist der Jazz halt nicht. Es kam der Masse des Volkes recht, daß die Nazis Jazz verboten hatten, und diejenigen in KZ´s steckten, die sich nicht an das Verbot hielten, nahm doch die Nazi-Kulturpolitik nur das auf was der deutsche Michel in seinem Spießbürgertum empfand. Desto anerkennenswerter war es, daß progressive Kräfte in der DDR, gegen viel Widerstand in der Bevölkerung, den Jazz zum Bestandteil sozialistischer Kultur machten, siehe Plattenaufnahmen, Konzerte, Rundfunksendungen und dergleichen mehr.

Besonders in den 70er und 80er Jahren gab es in Dessau eine große Jazz-Szene. Legendär waren die vom Staat geförderten Jazz-Konzerte im Dessauer Bauhaus-Café. Es gründete sich dort sogar ein Jazz-Klub. Ich kann mich noch gut daran erinnern als die Dessauer Spießbürger an den Fenstern draußen standen und wie sie geifernd schimpften über diese angeblichen „Mißklänge“, denn es spielten damals dort auch viele Musiker der Free-Jazz-Szene, und das war sogar für viele Jazzfreunde gewöhnungsbedürftig.   

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