Freitag, 2. Mai 2014

Hinterfragte Naturschönheit

Es kommt immer auf den Blickwinkel an: Was auf den ersten, den zweiten, den dritten Blick als schön und wunderbar erscheint, das kann auf den vierten Blick dann weniger schön sein.

Heute regnet es endlich mal ausdauernd - ein Segen für den ausgedörrten Boden! Endlich mal wieder ausreichend Wasser für Bäume und Sträucher, denn das Sprengen mit dem Gartenschlauch nutzt nur oberflächlich. Aber den Hühnern gefällt so ein Regen natürlich gar nicht, mißmutig stehen sie auf der Terrasse und warten auf das Ende des Regens.

Manch Blüte hat es nicht geschafft sich zu schließen, so eine meiner Tulpen, die allerding schon langsam am Verblühen ist und da läßt die Kraft nach, das ist bei Menschen bekanntlich nicht viel anders. Obwohl so gar nicht tulpenmäßig mit den aufgeklappten Blütenblättern fand ich sie als Fotomotiv sehr schön. Die klaren Wassertropfen auf den Blütenblättern - einfach zauberhaft, diese Schönheit der Natur! Erst beim langsamen Vergrößern meines Fotos sah ich den kleinen Marienkäfer auf einem Blütenblatt. Überrascht vom Regen, meinte er wohl einen sicheren Unterschlupf in einem Tulpenkelch zu finden, der sich gewöhnlich ja auch bei Regen schließt. Daraus wurde nichts und nun ist der kleine Käfer wahrscheinlich von den Regentropfen erschlagen worden, dies konnte ich erst auf den vierten Blick sehen.

Regengüsse als Lebenselixier und vermeintliche Naturschönheit dieser zauberhaften Blüte für den menschlichen Betrachter einerseits und andererseits todbringend für so einen kleinen Käfer. Eigentlich dürfte man sich an der Natur gar nicht erfreuen, denn sie ist fast immer gnadenlos, ungerecht und brutal. Wenn wir Naturfreunde uns z.B. an den Vögeln im Garten erfreuen, dann klammern wir aus, daß diese Insekten, Würmern und anderen Kleintieren den Garaus machen, es sei denn, sie sind reine Früchte-Körner-Fresser.

In der besten aller Welten (Voltaire) leben wir leider nicht, das ist besonders für Naturfreunde schmerzlich.




 

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