Montag, 8. Februar 2016

Dokumente zur politischen Arbeit des Demokratischen Aufbruchs (DA) in Dessau und Anhalt, Teil 4

Die ersten 3 Teile, siehe hier:




Schon zu DDR-Zeiten hatte Dessau eine Städtepartnerschaft mit Ludwigshafen und die Dessauer CDU kannte aus dieser Zeit etliche CDU-Leute von dort und nutzte das aus und bat während der Wendezeit um Unterstützung. Nun war die CDU in Ludwigshafen mit Leuten besetzt, die mit revolutionären Gruppen nichts am Hut hatte und die mißtrauisch gegenüber den Bürgerrechtsgruppen und neuen Parteien in der DDR waren. Da liebten sie schon eher die verbürgerlichten leisetreterischen Ost-CDU-Leute, die sehr spät auf den fahrenden Zug der friedlichen Revolution des Volkes aufgesprungen waren, um nicht ganz unter dessen Räder zu kommen.
 
Jedenfalls bekam die Dessauer Ost-CDU Unterstützung von der CDU aus Ludwigshafen. Blasse spießbürgerliche Jünglinge von der Ludwigshafener Jungen Union machten Infostände in Dessau auf und als wir davon erfuhren und unsere Jugendorganisation des DA, die Jungen Demokraten, dort hin ging und ihr Infomaterial und das des DA dort mit verbreitet haben wollte, da legten diese verhuschten Typen dieses zwar hin, aber als unsere Leute weg waren, da entfernten sie es wieder. Stattdessen verbreiteten sie neben ihrem Westmaterial Infozeugs der DDR-Blockpartei CDU. Sie waren aus dem gleichen Holz geschnitzt wie die Ost-CDU-Leute. Ich hatte so ein paar JU-Typen eingeladen, sie kamen auch und ich merkte bald, daß sie mit „Umstürzlertum“ nichts am Hut hatten, auch wenn es darum ging das SED-System los zu werden. Es lief diesen Typen wahrscheinlich genau so ein Schauer über den Rücken, wie sie ihn empfunden haben mögen, als in Westdeutschland Ende der 60er Jahre revolutionäre Kräfte gegen Reaktion und Spießbürgertum Front machten.
 
Als dann sogar noch der schon damals mit Vorsicht zu genießende Heiner Geißler für die Dessauer CDU Wahlkampfhilfe machte, auf einer Demo in Dessau sprach, und wir vom DA außen vor blieben, da reichte es uns. Ich schrieb einen Brief an die Ludwigshafener CDU, siehe Scan und ich beschwerte mich telefonisch in Berlin beim DA bei Oswald Wutzke und Angela Merkel. Und das muß man Angela Merkel lassen, die schon gute Kontakte zur Bundes-CDU in Bonn aufgebaut hatte, ab da wurden wir auch unterstützt, u.a. erhielten wir eine Lautsprecheranlage, die wir auf meinen Trabbi aufschraubten und wo wir durch Dessau fuhren und gegen die SED-PDS und die Cliquen an der Macht Stimmung machten, u.a stellten wir uns auch vor die Tore der NVA in Alten. Aus den Fenstern winkten uns die Soldaten zu, die Offiziere glotzten bloß verbissen. Es passierte nichts, was noch ein paar Wochen vorher undenkbar gewesen wäre.

Dank Oswald Wutzke und Angela Merkel bekamen wir für eine Demonstration von uns den wunderbaren Dr. Alfred Dregger als Gastredner. Wie ich später erfuhr, hatte sich Alfred Dregger spontan erklärt bei uns aufzutreten, er war damals kein Leisetreter wie andere CDU-Leute und wir hatten sofort einen gemeinsamen Draht zu ihm. Es wurde ein voller Erfolg! Auf dem Dessauer Rathausplatz versammelten sich tausende Bürger, schwenkten Fahnen und Transparente wie „Stasi in die Produktion“. Peter Pietzsch vom Dessauer DA hielt vor Alfred Dregger eine zündende Rede. Wer Pietzsch aus der Zeit noch kennt, der weiß, daß er ein großartiger Redner war, wie sonst keiner von uns und er kein Blatt vor den Mund nahm. Er war auch unter uns DA-Leuten als Hardliner bekannt. Die Stimmung damals, der frenetische Beifall ist in etwa nur zu vergleichen mit großen Reden bei Dresdner Pegida-Demos heutzutage, wo bekanntlich auch der berechtigte Volkszorn sich entlädt.
 
Dann Alfred Dregger! Es war eine bombastische Rede, voll mit uns in einem vorherigen Gespräch abgestimmt. Alfred Dregger erwähnte zwar die Allianz für Deutschland, hob dann aber ganz auf den Dessauer DA ab und seinen berechtigten Kampf gegen das bisherige Regime. Es war großartig und noch heute sind wir Dr. Dregger posthum dankbar, daß er sich so engagiert für unsere gerechte Sache eingesetzt hat. 
 

Schreiben an den CDU-Kreisverband Ludwigshafen

Flyer für unsere Demo mit Dr, Alfred Dregger

aufgehobenes Plakat



Vom Dessauer DA an die Bürger verteilte Broschüre über Alfred Dregger
 

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