Mittwoch, 21. Februar 2018

"Atze", Heft 4/1966: Widerliche Beweihräucherung "der Partei"

Die ersten 10 Jahre (von 1955 bis 1965) war die Kinderzeitschrift „Atze“ eine lesenswerte Zeitschrift, die zwar nicht ganz frei von politischer Propaganda war, die dies aber nicht penetrant machte. Ab ca. 1966 wurde sie aber unerträglich mit ihrer „sozialistischen“ Agitation. Dies war insofern unglaubwürdig, da die DDR sich spätestens seit Mitte der 1960er Jahre klar von den sozialistischen Idealen entfernt hatte und „Sozialismus“ nur zu einer plumpen Parole wurde. Je mehr aber kleinbürgerliche Revisionisten die Politik in der DDR bestimmten, desto intensiver wurde mit hohlen Parolen auf die Bevölkerung eingehämmert, und da besonders auf Kinder und Jugendliche, die aber bald erkannten, daß zwischen offizieller Propaganda und der DDR-Wirklichkeit ein großer Unterschied klaffte.

Wie schon Radio Tirana treffend analysierte, entartete, mit der Usurpierung der Macht in Partei und Staat durch den Chruschtschow-Revisionisten Ulbricht und Konsorten, die SED zu einer sozialfaschistischen bürgerlichen Partei: „Die Ideale, für die die Arbeiterklasse kämpfte, für ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland, für die Diktatur des Proletariats und den Aufbau des Sozialismus im ersten Staat der Arbeiterklasse und der werktätigen Bauernschaft in der Geschichte Deutschlands wurden durch den revisionistischen Verrat zunichte. Ulbricht und nach ihm Honecker zerstörten die Diktatur des Proletariats und ersetzten sie durch die sozialfaschistische Diktatur der ostdeutschen Bourgeoisie, sie trugen den Sozialismus zu Grabe und brachten Ostdeutschland auf den kapitalistischen Weg, verwandelten es in eine Kolonie des sowjetischen Sozialimperialismus.“




Widerlich, deshalb die penetrante Beweihräucherung der SED, so z.B. im Heft 4 von 1966 der „Atze“, wo perfiderweise in einem Gedicht von Hans Krause „Der Gratulant“ und ein paar Seiten weiter auf einer Seite „Unser Geschenk zum 20. Jahrestag der Partei“, siehe Scans, nur von der „Partei“ geschrieben wurde, als wenn es in der DDR nur eine einzige Partei gegeben hätte.

Damit sollten Kinder darauf gedrillt werden, später in die SED einzutreten. Blockparteien, wie die LDPD, die CDU, die NDPD oder die BBD kamen in Publikationen für Kinder nicht vor, schon gar nicht wollte man, daß Kinder und Jugendliche später in eine dieser Blockparteien eintreten sollten. Man ging davon aus, daß diese Parteien keine Zukunft hätten und durch Überalterung sich in Zukunft selbst erübrigen würden, was ein Irrtum war.

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